Sonnige Inversionswetterlage

Gefahr von schlechter Sicht bei blauem Himmel und Sonne


Datum: 18.02.2007
Flugzeug: C-172R
Wetter: Inversionswetterlage unter Hochdruckeinfluss, in Flusstälern am Morgen und Vormittag gebietsweise Nebel, tagsüber durchweg sonnig.

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Bilder: Martin Wieczorrek

 


Glück gehabt, der mögliche Nebel blieb aus und die Sonne kämpft sich bereits zeitig durch den Morgendunst. Ein sonniger Vorfrühlingstag kündigt sich an. Mitte Februar ist überschritten, es sind die ersten Tage, an denen die Sonne wieder spürbar wärmt. Was kann man also besseres tun, als einen kleinen Ausflug ...


D-EDHN Cessna 172R

Bei Hochdruckwetterlagen im Winterhalbjahr (Oktober bis März) ist die Luft in vielen Fällen stabil geschichtet. Das heißt, in niedrigen Höhen sammelt sich bei windschwachem Wetter schwerere, kältere Luft, während darüber wärmere, leichtere Luft liegt. In der unteren kalten, meist nur einige Hundert Meter dicken Grundschicht sammeln sich dann rasch Feuchtigkeit und andere Trübstoffe, während die aufliegende wärmere Luftmasse meist trocken und sehr klar ist. Durch den niedrigen Sonnenstand hat die Sonne nicht genug Kraft, den Boden und nachfolgend die bodennahen Luftschichten so weit aufzuheitzen, dass es zu thermischer Durchmischung kommt.
So liegt bei bestimmten (*) Hochdruckwetterlagen im Winter eine Dunstglocke über der Landschaft, welche die Flugsichten und damit die terrestrische Orientierung bei VFR-Flügen mehr oder weniger stark beeinträchtigt. Vom Boden aus herrscht dagegen oft ein sonniger Eindruck und der Himmel wirkt je nach Blickrichtung blau oder etwas weißlich - weißlich vor allem in Richtung gegen die Sonne. (* windschwache Hochdruckwetterlagen ohne Kaltluftadvektion in höheren Luftschichten)


In etwa 3000 ft Höhe erwartungsgemäß schlechte Sicht, insbesondere gegen die Sonne, hier in Richtung Albkante


Vertikales Temperatur- und Feuchteprofil (Temp Stuttgart, 18.02.2007 12 UTC)
Zwar hat die Februarsonne die untersten bodennahen Luftschichten bereits erwärmt, es gibt aber eine kräftige Inversion in etwa 2500 ft Höhe, anschließend herrschen quasi isotherme, also ebenfalls stabile Verhältnisse, bei etwa 5000 ft liegt nochmals eine markante Inversion. Der Spread nimmt oberhalb der ersten Inversion bereits deutlich zu, die Luft wird also immer trockener (Spread in 5000 ft schon 21 Grad). Unterhalb der ersten Hauptinversion beträgt der Spread dagegen nur bei 2 bis 5 Grad.
(Anmerkungen: Im Falle von Nebel oder Hochnebel liegt der Spread innerhalb und/oder unter der niedrigsten Inversionsschicht meist bei oder nahe 0 Grad, siehe Beispiel unten.
Herrscht dagegen starke Sonneneinstrahlung (Sommer), stellt sich tagsüber eine kontinuierliche Temperaturabnahme vom Boden bis in mindestens 5000 ft Höhe ein, Inversionen unterhalb dieser Höhe werden dann aufgelöst, bzw. weggeheizt wie man auch sagt.)


Nürtingen
Mit der Sonne im Rücken sind Sichtweite und Kontraste etwas höher, die Inversionsschicht erscheint als graue Grundschicht. Oberhalb der Inversion ist die Luft trocken und klar, der Himmel erscheint tiefblau.


"Just passing Sierra inbound Airfield": B27, Bernhausen und Sielmingen


Flughafen Stuttgart in Richtung Westen (nasse Flecken auf dem Vorfeld markieren die Enteisungspositionen)


KKW Neckarwestheim
Die Luft über der Kühlanlage steigt aufgrund ihrer Temperatur und der zusätzlich frei gesetzten Kondensationswärme etwas über die Inversionsobergrenze auf. In der wärmeren und trockneren Luft darüber kommt sie aber rasch zur Ruhe und die Wolke löst sich auf.


Heidelberg
Trotz wolkenlosem Himmel und Sonne ist die Sichtweite stark begrenzt. Sie liegt wie hier mit der Sonne im Rücken bei 2 bis 3 NM, gegen die Sonne teilweise nur bei 1 bis 2 NM. (Im Bild der geschlossene Flughafen Heidelberg (ETIE).)



Anflug auf die Piste 27 in Mannheim (EDFM)


Restaurant, Bar, Bistro "Lindbergh" im alten Tower in Mannheim



Ergänzung:
Ähnliche Inversionswetterlage über Berlin am 17.03.2002


Blick mit der Sonne von hinten nach Osten (Fernsehturm am Alexanderplatz und östliche Stadtbezirke)


Blick gegen die Sonne in Richtung Südwesten (Havelland)


Pflichtmeldepunkt W2 im Südwesten Berlins: Man ahnt, wie schwer die Orientierung unter diesen Verhältnissen werden kann.


Vom Boden blauer Himmel, ohne Flugwettererfahrung sehr täuschend.


Trainingsflug im Luftraum Charlie über Berlin (11.12.2003):
Auch hier herrschen in höheren Luftschichten hervorragende Fernsichten, bodennah hält sich eine sehr trübe, aber wolkenlose Kaltluftschicht, durch die der Erdboden aus größerer Höhe bei schräg stehender Sonne nur schemenhaft zu erkennen ist.


Beispiel einer Inversionswetterlage mit ausgeprägter Nebel- und Hochnebelschicht:
Neben schlechter Horizontalsicht und sehr niedriger Wolkenuntergrenze muss hier bei negativer Temperatur zuzätzlich mit Vereisung gerechnet werden (siehe Temperaturbereich).


Vertikales Temperatur- und Feuchteprofil (Temp Lindenberg, 21.02..2003 00 UTC)
Bis zu einer Höhe von etwa 2000 ft liegen Temperatur- und Taupunktkurve quasi übereinander. Der Spread ist in den unteren Luftschichten also nahe Null, in so einem Fall kann von Nebel- und Hochnebel ausgegangen werden. Liegt die Temperatur im Frostbereich muss natürlich auch mit Vereisung gerechnet werden. In diesem Beispiel liegt die Temperatur mit Werten zwischen -2 und -7 Grad sogar in einem Bereich mit besonders hohem Vereisungspotential.



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