Low-Lewel Jet (LLJ) - Starker Wind am oberen Rand einer nächtlichen Abkühlungsinversion

Kurze Analyse nach "unerwarteten" Windverhältnissen bei einem Nachtanflug auf Schönhagen

Nachdem am Abend insgesamt nur schwacher Wind herrschte, fiel uns gegen 23:00 local time über Berlin starker Seitenwind auf. Das GPS schlug von Tempelhof TC von 240° nach W1 vor. Mit TH von ca. 225° konnte der Track dann gehalten werden. Auch der Blick aus dem Fenster zeigte gegenüber den Lichtern der Stadt eine starke Versetzung des Flugzeugs (auch der Kreiselkompass war nachgestellt).

Das ergibt einen Wind von ca. 125° mit 32 kn (auf Basis GS 120 kn, TAS 110 kn, WCA ca. -15°)

Die Graphik unten zeigt den Radiosondenaufstieg (Temp) von 18z und 00z. Es hat sich, wie in schwach windigen Nächten üblich, eine Temperaturinversion in den bodennahen Luftschichten ausgebildet. Im oberen Bereich der Inversion ist ein relatives Windmaximum mit 125° 23 kn gemessen worden. Das wahre Maximum kann zwischen 250 und 1600 ft liegen, liegt aber in diesem Fall eher zwischen 1000 und 1600 ft, da dieses Phänomen laut Literatur an der Obergrenze der nächtlichen Bodeninversion das Maximum aufweist. Ein Maximum von nahe 30 kn ist also aufgrund dieser Messung ebenfalls nicht ausgeschlossen. Man spricht hier von einem Low-Level-Jet ausgelöst u.a. durch die Inversionsbildung.

Da sich die nächtliche Temperaturinversion am Boden ab den Abendstunden von unten her allmählich aufbaut, kann davon ausgegangen werden , dass die Obergrenze mit ihrem Windmaximum gegen 23 Uhr local time niedriger als 1500 ft gelegen haben könnte, beispielweise zwischen 700 und 1200 ft, also etwa Platzrundenhöhe. Auch der GPS-Track vom Anflug zeigt eine Geschwindigkeitszunahme der GS über 100 kn und bestätigt damit den bereits diskutierten Windeinfluss.

Für den oben gezeigten Fall heißt dies, dass bei einem Anflug auf die Piste 25 von Süden beim Queranflug, Eindrehen sowie auch im Endteil mit teilweise erheblicher Rückenwind (Größenordnung um 15 bis 25 kn) wahrscheinlich war. Der gemessene Bodenwind betrug nur 5 kn aus 090.


Die Radiosondenaufstiege der nächstgelegenen Radiosondenstation Lindenberg:
(18z grau, 00z gelb)





GPS-Track der letzten Flugphase:
(Ground speed unter 70 kn hellblau, 70 bis 100 kn blau, über 100 kn magenta)